Pädagogischer Jugendmedienschutz

Schulen sehen sich einer wachsenden Zahl von Spannungsfeldern gegenüber, denen mit vorbeugenden Maßnahmen begegnet werden muss. Die Realschule Lenningen tritt derlei Entwicklungen offensiv entgegen – und bearbeitet schon jetzt Bereiche, die erst im nächsten Bildungsplan 2016 für alle Schulen verpflichtend werden.  

FOMO? Ungläubig und stirnrunzelnd blicken die Eltern in die Runde. Auch die anderen Teilnehmer sind offenkundig ratlos – ein schwacher Trost für viele der rund 60 Besucher des Elternabends. „FOMO – Dies steht für Fear Of Missing Out (dt. etwa „Angst etwas zu versäumen“). Es könnte etwas Wichtiges passiert sein, beispielsweise in sozialen Netzwerken wie WhatsApp, dies ist aber meist nicht der Fall. In diesem Zusammenhang entsteht dann eine oft übermäßige Handynutzung, die Züge einer Abhängigkeit annehmen kann“, sagt Markus Merkle von Mecodia. Das junge Unternehmen hat sich auf die Aufklärung rund um die Neuen Medien spezialisiert und hat momentan alle Hände voll zu tun.
Der rasante technische sowie multimediale Fortschritt birgt neben all seinen Annehmlichkeiten und Vorzügen eben auch eklatante Gefahren, die zumeist im Dunkeln liegen. Beispielsweise Leichtfertigkeit beim Verschicken bzw. Veröffentlichen von pikanten Bildern, Nachlässigkeit im Umgang mit Passwörtern die weitreichende Kompetenzen schützen sollen oder auch Cybermobbing – die Konsequenzen sind für die Jugendlichen kaum abzusehen.

Um über derlei Bedrohungen informiert zu sein, welche natürlich auch unmittelbaren Einfluss auf das Schulleben ausüben, veranstaltet die Realschule Lenningen in regelmäßigen Abständen Informationselternabende zum Thema pädagogischer Jugendmedienschutz. Im Rahmen dieser Vorträge mit anschließender Fragerunde wird nicht nur aufgeklärt, sondern auch Aufschluss über die wohl drängendste Frage gegeben: Wie können die Eltern mit dieser Entwicklung umgehen? „Wir wollen die Neuen Medien keinesfalls verteufeln,“ erklärt die Rektorin der Realschule Dunja Salzgeber, „und wissen um deren Unabdingbarkeit für eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Dennoch müssen wir uns auch den damit einhergehenden Problemen stellen und mit ihnen umgehen lernen.“ Welchen Stellenwert dieser Gedanke an der Realschule Lenningen hat, beweist die Teilnahme an dem Projekt „Pädagogischer Jugendmedienschutz“. Dieses wurde in Zusammenarbeit mit dem Kreismedienzentrum Esslingen, dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) und dem Staatlichen Schulamt Nürtingen durchgeführt und entwickelte beispielhafte Module, die dann in ganz Baden-Württemberg verwendet werden können. Die intensive Pionierarbeit führte letztlich sogar zu einer Zertifizierung der Lenninger Bildungsstätte im Bereich des „Pädagogischen Jugendmedienschutzes“ – worauf man zu Recht stolz ist. „Wir wollen unsere von Gemeinschaftssinn geprägte Schülerschaft vor Unheil bewahren – da muss besonders bei solchen wichtigen Punkten frühzeitig aktiv gestaltet statt nur passiv mitgetragen werden,“ erläutert Dunja Salzgeber bestimmt.

Insgesamt besehen fügt die digitale Herausforderung der schulischen Prävention jedoch wieder eine Baustelle hinzu und fordert weitere personelle, zeitliche und finanzielle Ressourcen. „Unsere Anti-Raucher-Projekte wie auch zahlreiche andere Kampagnen kommen vermutlich nie aus der Mode und benötigen jetzt schon viel Kraft“, verdeutlicht Sabine Vayhinger die gegenwärtige Situation. Die erfahrene Lehrerin und ihr Kollege, der Präventionsbeauftragte Alexander Tomisch, haben in den vergangen Jahren beim Nichtraucherwettbewerb „Be Smart – Don’t Start“ mit ihren Schülerinnen und Schülern zweimal auf Kreis- und Landesebene erfolgreich teilgenommen und Preise gewonnen. „Das befremdliche an unserer Situation ist eben“, bemerkt Alexander Tomisch, „dass wir, entgegen dem Dogma der outputorientierten Gesellschaft, dafür arbeiten das nichts passiert. Dies macht die Arbeit nicht einfacher, aber den Erfolg schwerer messbar.“ Mit Sicherheit ist auch in Lenningen nicht alles problemfrei, doch ist man sich dessen bewusst und arbeitet an zielführenden Maßnahmen – auch im Bereich der digitalen Herausforderungen.