Über den Tellerrand schauen

„Ich finde es bewundernswert, dass Du keine teuren und ausgefallenen Geschenke möchtest, sondern lieber eine Weihnachtskarte“, schreibt Büsra. Die Schülerin der Karl-Erhard-Scheufelen-Realschule hat sich entschieden mit einer kleinen Karte für große Freude zu sorgen – viele tausend Kilometer entfernt. Der Empfänger ist ein kleines Mädchen aus New York, Safyre Terry. Die tapfere Amerikanerin hat durch ein Feuer ihre Familie verloren und selbst schwere Verbrennungen erlitten. Ihr größter Wunsch zu diesem Weihnachtsfest sind nun Weihnachtskarten, um Sie an ihr Bäumchen zu hängen. „Die Geschichte bewegt die Schüler sehr und lässt Sie zu Boten eines Grundelementes des Weihnachtsfestes werden: Hoffnung“, sagt Layla Belaid. Die engagierte Ethiklehrerin erfuhr im Internet von der Tragödie, war selbst stark berührt und thematisierte die Geschehnisse in ihrem Unterricht. „Es war den Kindern freigestellt sich zu beteiligen, doch die Resonanz ist überraschend hoch. Dies ist einfach schön zu beobachten.“ Insgesamt sind nun schon fast 50 Karten entstanden und bereit ein Lächeln zu zaubern.


Die Werteerziehung hat an der Lenninger Realschule seit jeher große Bedeutung und der damit verbundene Blick auf ärmere Regionen und vom Schicksal weniger Begünstigte wird besonders geschärft. Der seit dem Jahr 2001 bestehende „Eine-Welt-Laden“ beispielsweise ist eine feste Größe im Schulalltag und macht den Schülern täglich bewusst, dass es anderen Menschen weniger gut geht. „Das sich jedes Jahr immer wieder Schüler finden, die sich um die Aufrechterhaltung und das Betreiben des „Eine-Welt-Ladens“ verdient machen, ist erfreulich“, bemerkt der Lehrer Karl-Heinz Ritter, auf den das Projekt zurückgeht. Der Gedanke des „Gebens-statt-Nehmens“ wird auch im fest verankerten „Wirtschaft-Verwalten-Recht“-Projekt der Realschule umgesetzt. Hier organisieren die Heranwachsenden kleine Stände im Rahmen verschiedener Veranstaltungen und versuchen möglichst viel Geld einzunehmen. Der Gewinn wird dann dem Village-Pioneer-Projekt gespendet, welches in Nigeria ihren dortigen Altersgenossen eine Schulbildung ermöglicht.
Doch nicht nur menschliche Bedürfnisse sind den Schülerinnen und Schülern gewahr. „Ich war mehr als beeindruckt“, erzählt die EWG-Lehrerin Carmen Stöferle, „als sich nach der Unterrichtseinheit „Tropical Rainforest“ die gesamte Klasse für eine Spendenaktion zu Gunsten des Regenwaldes aussprach. Durch einen weitestgehend eigenständigen Große-Pause-Verkauf von Waffeln und Punsch an die Mitschüler ist nun auch schon ganz schön was zusammengekommen.“
Für das Lenninger Kollegium sind mitunter solche Aktionen das schönste Geschenk: Das befriedigende Gefühl etwas richtig gemacht zu haben. Und hier haben alle etwas davon – auch Safyre Terry in Amerika.
Alexander Tomisch